Sarvodaya Rundbrief

Liebe Freundinnen und Freunde von Sarvodaya,

als erstes möchten wir euch auf unser neues Logo hinweisen, welches unsere Ausrichtung gut abbildet: Eine tätige Hand in der Welt, grenzüberschreitend! Die beiden Schwerpunktländer Indien und Bolivien, symbolisiert durch die Farben der jeweiligen Landesflaggen. Das Schöne ist, dass die Farbe Grün beide Länder verbindet und jeweils den unteren Abschluss bildet. Weiße Stellen gibt es auch, sie könnten für Aufgaben stehen, von denen wir noch gar nichts wissen.

Eine weitere Neuerung ist, dass unsere Jahrestreffen mit Jahreshauptversammlung ab 2020 am vierten Freitag (ab 2021 evtl. am zweiten Freitag) im Januar stattfinden sollen. Dieses Jahr werden wir am 31.1.2020 einen Ehrengast bei unserem Treffen in Himmelkron begrüßen dürfen. Poo, die Tochter von Chitra und Viennie aus Talvadi ist seit Oktober zu einem Freiwilligendienst mit dem Süd-Nord-Programm für ein Jahr in Deutschland. Ihre Einsatzstelle ist die Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktionen „KURVE Wustrow“ bei Salzwedel.

Nun zu den Projekten in Indien:

LIFE CARE TRUST (LIFT), Kodimunai

An der Südspitze Indiens leisten Leema und Aloysius mit einem Team intensive Sozialarbeit für ausgegrenzte Fischerfamilien. Zwölf Kinder, aus besonders prekären Verhältnissen, werden seit vielen Jahren von drei Familien aus Bayreuth und Umgebung unterstützt. Es wird auf den regelmäßigen Schulbesuch geachtet. Außerdem nehmen die Kinder an den angebotenen Aktivitäten von LIFT teil und bekommen zusätzlich Kleidung, Schulmaterialien sowie Reis. DANKE den treuen Unterstützer*innen!

VidyaJothi Patenschaften, Talvadi

Insgesamt werden seit diesem Jahr 14 Mädchen gefördert. Neun von ihnen durch personalisierte Patenschaften schon für eine lange Zeit und aus diesen einstigen Kindern sind mittlerweile junge Frauen geworden. Nur noch drei von den neun besuchen noch die reguläre Schule bis zum Abschluss.

Sie als Pateneltern werden durch Dorit Lütgenau gesondert über Aktivitäten informiert und haben auch immer wieder Post von ihrem Patenkind bekommen.

Trotzdem möchten wir uns auf diese Weise bedanken, dass Sie auch die Mädchen weiter auf ihrem Weg unterstützen, obwohl sie ihre Schule abgeschlossen haben. Ursprünglich war das Projekt so angelegt, dass mit dem Schulab-schluss die Unterstützung endet. Die meisten der Mädchen waren sehr erfolgreich und setzen ihre Laufbahn am College fort. Dazu müssen sie Talvadi verlassen und nach Mysore oder Bangalore gehen. Alle Jugendlichen werden weiterhin von ihren Paten unterstützt, um ihr Studium erfolgreich zu absolvieren. DANKE!

In diesem Jahr wurden fünf neue Schulkinder aufgenommen. Bisher werden sie von unserem Verein mitgetragen und mit Spenden finanziert, von denen wir wissen, dass von den Gebern aus ein Bezug zur ehemaligen Divine School und Chitra und Viennie besteht. 320,-- € sind nötig, um ein Kind ein Jahr zwecks Schul-ausbildung zu unterstützen. Über das Jahr verteilt werden von ihnen kleinere Freizeitangebote für die Kinder organisiert. Allesamt leben in sehr einfachen Verhält-nissen. Chitra arbeitet als Lehrerin an einer öffentlichen Schule und hat engen Kontakt zu den Kindern sowie Familien. Wenn jemand direkt eines von den neuen Kindern unterstützen möchte, melde sich bitte bei uns. Diese Personen würden die zusätzlichen Informationen über das VidyaJothi Projekt erhalten.

DALIT HUMAN RIGHTS CENTRE, Chengalpattu

Aus erster Hand hörten wir im November 2019 von Father Yesumarian, dem Leiter des Zentrums, von den Aktivitäten. Er war durch eine Einladung eines Priesterkollegen in Deutschland, der Schweiz und Frankreich unterwegs. Ein Wochenende verbrachte er mit uns in Himmelkron, an dem wir mit ihm geschichtsträchtige Orte, wie Mödlareuth, aufsuchten.

In Indien setzt sich Yesumarian, selbst Dalit, als Anwalt für die Rechte der Dalits ein. In vielfältigen Programmen werden Dalits gestärkt, um sich selbstbewusst in der Gesellschaft zu zeigen und einzubringen. Vor allem in den Sommerferien von Tamil Nadu werden Workshops und verschiedene Trainings zur Bewusstseinbildung im Blick auf Rassismus und Ausgrenzung angeboten. Zielgruppen sind hier junge Studierende. Diese Workshops werden vor allem durch unseren Verein finanziert.

Zudem gibt es Trainings für junge Anwält*innen sowie Bildungs-programme in Schulen. Dalits sowie Nicht-Dalits nehmen an den Veranstaltungen teil. Alles mit dem Ziel, die Ungleichbehandlung aufgrund des im Alltag immer noch praktizierten Kastensystems, auch in der katholischen Kirche, ins Bewusstsein der Menschen zu rücken und es überflüssig zu machen.

Monatlich gibt Yesumarian mit einem Team das Dalit Human Rights Magazin heraus. Aktuelle Gescheh-nisse werden aufgearbeitet, es werden auch Themen-hefte herausgebracht – Grundlage ist jeweils die Einbeziehung der gegenwärtigen Situation der Dalits. Zum 150. Geburtstag im Oktober von Mahatma Gandhi wurde auch ein Magazin herausgegeben. Die Identifikationsfigur der Dalit-Bewegung ist eigentlich Ambedkar. In den Augen von ihnen setzte sich Gandhi nicht weit genug für ihre Belange ein. Allerdings, im Angesicht einer fundamentalistischen Hinduregierung in Indien, die sich schwer tut Gandhi als Wegbereiter

der Unabhängigkeit gebührend zu feiern, lag es für Yesumarian klar auf der Hand, den von der Bevölkerung verehrten Vater der Nation in der Oktoberausgabe intensiv zu würdigen.

Neben dem Einsatz für die Rechte der Dalits, ist ein anderer Schwerpunkt die Umwelterziehung. War 2015 der Garten der kleinen Jesuitenkommunität „Plastikfreie Zone“, werden nun Müllsammelaktionen in der Stadt Chengalpattu durchgeführt sowie Gesetzesinitiativen zum Plastikverbot in Tamil Nadu eingebracht.

TRED, Kadambur

Ausgangspunkt für die Arbeit und Förderung von Menschen mit Behinderung ist das Solidarity Centre in den südindischen Bergen in Kadambur. Auf den Dörfern lebende Kinder mit Behinderung und ihre Familien werden durch Sozialarbeiterinnen betreut. Es wird u.a. geholfen Anträge für Hilfsmittel oder andere, ihnen zustehende Hilfen, auszufüllen. Zwei Mal im Jahr treffen sich die Familien mit ihren Kindern in Kadambur, um sich auszutauschen und gegenseitig zu stärken. Von den Verantwortlichen werden sie über Neuerungen bezüglich des Themas „Behinderung“ informiert.

Projekte in Bolivien:

Nachdem unsere Kontakte nach Bolivien ins Jahr 1992 reichen und ab dann in regelmäßigem Abstand von drei bis vier Jahren Konzerte von „Los Masis“ und „Canto Sur“ organisiert wurden, ergab sich ab August 2017 eine sehr intensive Zusammen-arbeit mit zwei ehemaligen Musikern von den Masis, die selbst eine langfristige Arbeits-perspektive suchten und zum anderen das Projekt der Vermittlung indigener Musik ausweiteten und es nun an Orte tragen, die ansonsten davon ausgeschlossen wären, da es den Kindern und Jugendlichen unmöglich wäre, in einem Zentrum in der Stadt am Musikunterricht teilzunehmen.

Q´epiri in Sucre ist geboren, am 6.8.2017, dem Nationalfeiertag in Bolivien!

René und José, die beiden Musiklehrer, sind täglich in sechs Institutionen tätig, um den sonst am Rand stehenden Kindern und Jugendlichen die traditionelle Musik zu lehren. René ist für die Blasinstrumente zuständig und José für die Saiteninstrumente wie Gitarre und Charango. Mittlerweile nehmen 120 Schüler*innen am Unterricht teil.

Unsere Sommerferien verbrachten wir in Sucre in diesem Projekt. Sehr ausgefüllte und erfüllende drei Wochen! „Brot für die Seele“ ist Q‘epiri, so sagte eine Mitarbeiterin in einem Kinderheim. Nach zweieinhalb Jahren intensivem Unterricht sind Früchte sichtbar. Die Atmosphäre in den Institutionen hat sich verwandelt. Auf dem Hof oder aus den Zimmern sind Flötentöne oder Gitarren-klänge zu hören. Manch ein Schüler aus dem Friedhofskinderprojekt nimmt sogar sein Instrument mit zu seiner Einsatzstelle, um das Warten auf eine Hilfstätigkeit zu verkürzen. Am 8.8.19 sind zum ersten Mal alle Schüler*innen aus den sechs Institutionen gemeinsam aufgetreten. Der Bürger-meister von Sucre hatte dazu das Kulturhaus der Stadt zur Verfügung gestellt. Wir erlebten ein fulminantes Konzert, mit Musik, Gesang, Tanz und Theater.

Das ganze Jahr über nehmen die Kinder und Jugendlichen an den verschiedensten kulturellen Aktivitäten von Sucre teil. Sie gewannen schon verschiedene Preise der Stadt Sucre und haben sich im September das zweite Mal beim wichtigsten Fest der Stadt beteiligt, bei der Entrada / Umzug zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe. Ein großer Erfolg war zudem, als Musikerinnen beim Internationalen Kulturfestival im Theater von Sucre das „Ballett der Stadt“ zu ihren Tänzen begleiten durfte.

Um die Finanzierung von Q‘epiri zu gewährleisten, haben wir über 30 neue Unterstützer*innen gefunden. Großen Dank, auch aus Bolivien, an diejenigen, die dies möglich machen! Für uns ist zur Planungssicherheit ein monatlich eingerichteter Dauerauftrag sehr hilfreich, aber auch Einzelspenden für Musikinstrumente oder die Trachten (u.a. Stoff für die Ponchos, Hüte, Wollsocken, Schlappen) sind herzlich willkommen!

CIMET, Sucre

Durch Q‘epiri sind wir mit der Tageseinrichtung CIMET in Kontakt gekommen, welche von der Bolivien-gruppe des Lorenzer Ladens (LoLa) in Nürnberg seit 25 Jahren getragen wird. Das CIMET ist die Anlaufstation von Kindern aus schwierigen Verhältnissen und für Jugendliche, die für ihre Familien ein Zubrot auf dem Hauptfriedhof in Sucre verdienen. Unser Verein finanziert halbtags einen Gärtner für das Gewächshaus und den kleinen Garten auf dem Grundstück vom CIMET. Der Anbau von eigenem Gemüse gewährleistet eine gesunde und abwechslungsreiche Kost für die Kinder. Zudem werden Kinder oder Jugendliche mit in die Garten-arbeit einbezogen, so dass sie von negativen Einflüssen ferngehalten werden und Grundbegriffe von Gemüseanbau mitbekommen, was ihnen für ihr späteres Leben hilfreich sein kann. Im Dezember haben sie die Möglichkeit, auf einem Acker auf dem Land für die Einrichtung Kartoffeln zu pflanzen, größtenteils zum Eigenverbrauch. Der Rest soll verkauft werden, um kleinere Reparaturarbeiten in der Einrichtung vorzunehmen.

Poconas, Sucre

Auch im Kinderheim Poconas findet täglich Musikunterricht statt. Über 100 Kinder, bis zum vierten Lebensjahr Mädchen und Jungen, danach Mädchen, werden hier betreut. Fünf Schwestern und einige andere Mitarbeiterinnen leisten eine enorme Arbeit. Viele Mädchen glänzen mit hervorragenden Schulabschlüssen. Um auf der Höhe der Zeit zu bleiben, benötigen die Mädchen der höheren Klassen einen Raum mit Computern für ihre Hausaufgaben. Doch auch die Allerkleinsten und Schwächsten finden Obdach in Poconas und werden liebevoll umsorgt. Daher ist Milchpulver in einem Waisenhaus ein unentbehrliches Lebensmittel. Beides haben wir Ende diesen Jahres begonnen zu unterstützen.

Mehr Fotos und Informationen gibt es zu allen Projekten auf unserer Homepage www.sarvodaya-online.de

Nun danken wir von ganzem Herzen für euer Vertrauen! Ohne euch wäre diese Arbeit nicht möglich!!!

Auf ein Wiedersehen am Abend des 31. Januars in Himmelkron!

Sabine und Michael