Sarvodaya Rundbrief Dezember 2020

 

Liebe Sarvodaya-Freundinnen und -Freunde,

der Advent ist gekommen und mit ihm das bange Fragen, wie es mit der Pandemie weitergeht. Doch nicht nur das: In Indien laufen Bauern in diesen Tagen Sturm gegen ein neues Gesetz der Zentralregierung in Delhi. Sie befürchten, von großen Konzernen abhängig zu werden und richten sich auf monatelange Proteste ein, um das Gesetz zu kippen. In Bolivien dagegen hat sich die Lage nach dem friedlichen Machtwechsel etwas entspannt. Die Wahlverlierer, darunter die Übergangspräsidenten Jeanine Áñez, haben dem neu gewählten Präsidenten Luis Arce gratuliert und die Amtsgeschäfte in seine Hände gegeben. Vorbildlich! Wie ist es mit unseren Projekten weitergegangen? In den ersten Monaten der Corona-Krise hatten wir von unserem Verein aus auf Soforthilfe gesetzt. Es wurden über unsere Projektpartnern in Indien und Bolivien Lebensmittelpakete, Mund-Nasenbedeckungen, Medikamente und Hygiene-Artikel an Bedürftige verteilt. In manchen Landstrichen besteht dieser Bedarf nach wie vor.

Fr. Nithiya, unser langjähriger Kapuziner-Freund, ist von dem ländlich gelegenen Thalir- Centre aus viel unterwegs. Er stößt mit seinem Team immer wieder auf Menschen, denen das Nötigste zum Leben fehlt. Gerade in kleinen Dörfern ist von staatlicher Hilfe keine Spur und die Bewohner freuen sich über den Kontakt und die Unterstützung. So werden Menschen erreicht, die von der großen Mehrheit links liegen gelassen werden, darunter auch Transgender, die sich in Indien zu eigenen Gemeinschaften zusammenschließen. Jetzt sind noch die Verheerungen dazu gekommen, die der Wirbelsturm NIVAR an der Süd- Ost-Küste Indiens hinterlassen hat. Menschen leben von der Hand in den Mund, sind nahezu obdachlos, wenn man den Zustand der Zelte auf den von Fr. Nithiya per WhatsApp versandten Bildern betrachtet.

Zu jedem einzelnen Projekt ließe sich eine Menge sagen und zeigen. Auf unserer Homepage haben wir viele Bilder und Videos zur Verfügung gestellt.

Hier nur im Überblick:

  • Fr. Yesumarian setzt sich vom Dalit Human Rights Centre in Chengalpattu weiter für die Belange der Dalits in der Region ein und ist ein zentraler Ansprechpartner für alle Fragen, die damit zusammenhängen.
  • Bereits im Ruhestand befindlich, lässt es sich auch Fr. Tony nicht nehmen, Benachteiligten zu helfen und mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen. Für Weihnachten plant er eine besondere Aktion für Kinder und Erwachsene.
  • Eine wichtige Zielgruppe für Viennie, der ja von Fr. Tony die Leitung von TRED (Trust for rural education and development) übernommen hat, ist die indigene Bevölkerung, Adivasi genannt, die oft in unzugänglichen Regionen leben.
  • Auch VidyaJothi läuft weiter, zwei junge Frauen haben inzwischen geheiratet, andere setzen ihr Studium fort. Ranjani z.B. studiert Jura, um sich einmal als Anwältin um die Belange der Adivasi zu kümmern.
  • Aloysius und Leema von LIFT (Life care trust) ist es nach vielen bürokratischen Hürden gelungen, die Maschine zum Herstellen und Gewürzpulver und Getreideprodukten (z.B. Hirse) in Betrieb zu nehmen. Darüber sind wir sehr froh und nun gespannt, wie die Arbeitsabläufe bei Jeevan Care Foods in Zukunft funktionieren. Auf jeden Fall sind Arbeitsplätze geschaffen und für die Produkte gibt es lokale Abnehmer.
  • Wir helfen LIFT dabei, Anlaufschwierigkeiten aufgrund der Pandemie zu überbrücken, indem wir den Ankauf von Rohmaterial vorfinanzieren und die Gehälter der Mitarbeitenden für einige Monate übernehmen.
  • Auch Waisenkinder aus der Zeit des Tsunami (2005) werden weiterhin unterstützt

 

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Auch in Bolivien ging es im Blick auf Corona in der ersten Zeit darum, die schlimmste Not zu lindern. Dafür haben wir mit verschiedenen Organisationen kooperiert: Angefangen bei den Leonas (Fingerpuppen-Frauen) im 4000 Meter hoch gelegenen El Alto bis hin zu Toño und seiner Crew in St. Ignacio de Moxos im Tiefland. Schwerpunkt ist die auf halber Höhe gelegene Stadt Sucre gewesen. Dort hatte sich das Musikprojekt Q'epiri gerade etabliert, bis der Lockdown auf einen Schlag alle gewohnten Aktivitäten verhinderte.

René berichtet: Das integrative Zentrum der minderjährigen Arbeiter*innen (CIMET) führt seine Arbeit, nach Monaten der Schließung aufgrund der Pandemie, mit der Begleitung und Stärkung der Kinder des Friedhofs fort. Die Musik gibt dem Universum Seele, ebenso den Gedanken und dem Verstand. Die Schwingungen der Musik können die Möglichkeit eröffnen, sich in einer anderen Vorstellungswelt zu bewegen. Sie tröstet in der Traurigkeit, aber genauso schafft sie Lebendigkeit und Freude in allen Bereichen. In diesem Sinne haben wir wieder mit dem Musikunterricht im CIMET begonnen, um die Arbeit der letzten Jahre weiterzuführen. Natürlich immer mit dem Blick auf die Gesundheit der Teilnehmenden.

Diese Beschreibung trifft in gleicher Weise auf die anderen Institutionen zu. Im Poconas-Kinderheim (rechts im Bild) mussten die Kinder von den Schwestern ganztägig betreut wer- den, von den Babies angefangen bis zu den Schulkindern. Wenigstens konnte der Musik-Unterricht in Präsenzform jetzt in Poconas, Virgen de la Yedra (nun sogar mit einer Gitarrengruppe) und Clotilde wieder gestartet werden. Hoffen wir, dass es auch bald in den Wohnheimen San José und Santa Maria sowie an der Anlaufstelle für Frauen mit ihren Kindern (Sayary Warmy) weitergeht, damit auch hier den Kindern und Jugendlichen der Alltag durch die Musik verschönert werden und sie auf diese Weise in ihrer Entwicklung gestärkt werden können.

Erfreulich auch: Die Arbeit der Gärtnerin Deicy (links im Bild) im CIMET, deren Gehalt Sarvodaya finanziert, konnte nahezu im gesamten Jahr 2020 weiterlaufen. Deicy gehörte als Kind und Jugendliche selbst zu den „Friedhofs-Kindern“. Der Betrieb des gesamten Zentrums läuft über den Lorenzer Laden (LoLa) in Nürnberg und wir sind mit den Projektverantwortlichen dort in engem Kontakt.

Bewundernswert: Daria und Rosalio aus Kassel haben für T'urucancha, das abgelegene Heimatdorf von Rosalio, allein 7217 € zusammengebracht und über unseren Verein nach Bolivien transferieren können.

Mit eurer Hilfe konnten wir im laufenden Jahr die beschriebenen Projekte inklusive Covid- Maßnahmen mit insgesamt 65.240 € unterstützen.

Vom Verein Inti Runa wurde uns ein wunderschöner Bolivien-Kalender für 2021 zur Verfügung gestellt. Auf der Sarvodaya-Homepage lässt er sich anschauen. Wir dürfen ihn gegen eine Spende von 25 € für das Q'epiri-Projekt abgeben. Einen Teil der nötigen Gitarren für Virgen de la Yedra möchten wir dadurch finanzieren. Bitte helft uns dabei!

 

Auch sonst sind wir natürlich über weitere Unterstützung sehr dankbar. Sowohl in Indien als auch in Bolivien hat die Armut durch Corona massiv zugenommen. Alle zusammen brauchen wir einen langen Atem, um zum Wohlergehen dieser Menschen beizutragen.

 

Wie sieht es mit unserem Vereinstreffen Ende Januar aus? Wir hatten es für den 29.1.2021 geplant. Bis dahin wird es vermutlich nicht genügend Lockerungen geben, um ein Präsenztreffen zu veranstalten. Darum möchten wir vom Vorstand aus zu einer digitalen Mitgliederversammlung einladen und an dem vereinbarten Tag um 19 Uhr starten. Wer mag, kann sich schon jetzt anmelden. Es folgt Ende Dezember / Anfang Januar aber noch eine formelle Einladung. Technische Voraussetzungen sind ein PC mit Kamera und Lautsprecher oder ein Laptop sowie eine funktionierende Internet-Verbindung. Wer sich anmeldet, bekommt von uns die entsprechenden Hinweise, um sich am 29.1. dazu zu gesellen. Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme!

 

So grüßen wir euch von Herzen in dieser Adventszeit, danken für all eure Unterstützung, wünschen euch Geduld und Zuversicht in dieser schwierigen Zeit. Sie hat ihre besonderen Momente der Erwartung und des Ankommens, birgt in aller Dunkelheit das Licht des Lebens, das wir empfangen und weitergeben dürfen. Was für eine Freude!

Bleibt behütet,

Sabine und Michael Krug

 

Spendenkonto: Sarvodaya e.V. IBAN DE50 7956 2514 0006 7663 66

 

 

Sarvodaya Rundbrief Dezember 2020